Den Schatz erkannt - Dokumentation der Büdinger Stadtmauer

Ein weiteres spannendes Projekt ist die Dokumentation der Büdinger Festungsanlagen. Der Kreis Anzeiger hatte es kürzlich treffend mit folgenden Worten beschrieben: „Die Festungsanlage der Altstadt, das Herzstück Büdingens, soll umfassend dokumentiert, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und vermarktet werden.“

Insgesamt 10.000 € sollen hierfür zunächst zur Verfügung gestellt werden.

Aber der Reihe nach:

Mitte des Jahres 1949 fand in Büdingen ein kleiner Kongress der Deutschen Bundesbahn statt. 35 Werbefachleute des Unternehmens waren nach Büdingen gekommen. Der Büdinger Anzeiger berichtete darüber. Die Gruppe war von den Eindrücken in unserer Stadt begeistert. Die Teilnehmer fanden es unglaublich, dass eine Stadt wie Büdingen nicht in ganz Deutschland bekannt sei. Büdingen, so meinte der Vertreter der Eisenbahndirektion Köln hätte die Möglichkeit, alles in den Schatten zu stellen, denn es habe nicht nur phantastische Bauwerke, sondern auch eine herrliche Umgebung.

Die Schilderung dieser Eindrücke vor 71 Jahren ist uns bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Viele Besucher sind begeistert von unseren Festungswerken, den Türmen, Toren und der Stadtmauer, die einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern umfasst.

Dabei ist Büdingen weitaus weniger bekannt als beispielsweise Rothenburg ob der Tauber, aber auch diese Tatsache macht den besonderen Charme unseres kleinen Städtchens aus.

Abgesehen von all diesen Eindrücken, den Chancen einer touristischen Vermarktung, bleibt es eine wichtige Aufgabe, das historische Erbe unserer Stadt für nachfolgende Genrationen zu erhalten. In den beiden vergangenen Jahren wurde die Sanierung der nördlichen Stadtmauer fortgesetzt. Diese Nordfront der Stadt mit dem Hirschgraben und Gebück ist bautechnisch als Kurtine zu betrachten: ein zweiseitig eingemauerter Erddamm, der im auslaufenden Mittelalter einen kanonen- und geschützfesten Schutz bot. Diese Bauart hatte den Vorteil, dass man auf der mehrere Meter breiten Dammkrone Mannschaften und Geschütze positionieren und bewegen konnte. Die Doppelmauer mit Erdfüllung ist 15 Meter breit und gegen den Berg mittels eines fünf Meter tiefen und 15 Meter breiten Grabens gesichert.

Wir halten es für sehr wichtig die Bedeutung dieser Anlagen, ihre Entstehungsgeschichte und den Erhalt stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen. Deshalb nun als erster Schritt eine umfassende Dokumentation. Neben der Zusammenstellung der Daten ist weitergehend geplant, alle Informationen für die Öffentlichkeit zugänglich aufzuarbeiten und zu vermarkten. Ortsvorsteherin Sabine Kraft-Marhenke hatte das Thema in den Ortsbeirat eingebracht. Gemeinsam haben wir – über Parteigrenzen hinweg – an diesem Projektvorschlag gearbeitet und ihn weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Historiker und ehemaligen Schlossarchivar Dr. Klaus-Peter Decker, dem früheren Stadtplaner Karl-Wilhelm Marth und der Geschäftsführerin der Tourismus GmbH Arnika Haury soll die Dokumentation entstehen.

Blicken wir aber auch mal ein wenig in die Zukunft: Eines der Ziele dieser Arbeiten könnte ein Dokumentationszentrum unserer Festungsanlagen und der mittelalterlichen Stadt sein. Ein Ort an dem sich Besucher und Bürger der Stadt – auch in virtuellen Darstellungen - über die Geschichte der Stadt, ihre Entwicklung, das frühere Aussehen der Wehranlagen informieren können. Dafür wollen wir erste Grundlagen schaffen.

Büdingen muss nicht alles in den Schatten stellen, wie es der Vertreter der Eisenbahndirektion Köln im Jahr 1949 fand, aber wir glauben, dass unsere Stadt tatsächlich noch viele ungenutzte Potenziale besitzt

Glücklicherweise haben die Generationen vor uns, schon vor vielen Jahrzehnten erkannt, welchen Schatz wir mit unserer einzigartigen Befestigungsanlage haben. Sie zu erhalten, sie begeh- und erlebbar zu machen, sie aber auch im Sinne der Büdinger Bürger zu vermarkten, bleibt eine der vielen spannenden Aufgaben. Daran arbeiten wir gemeinsam in der Büdinger Kommunalpolitik.